Carola
Es war ein ungemütlicher Tag draußen. Nebelig und feucht und windig.
Wirklich kein Wetter, um vor die Tür zu gehen und einen Spaziergang zu
machen. So wie es diese ganzen Schlaumeier einem immer empfehlen. Aber
Carola würde vermutlich auch nicht vor die Tür gehen, wenn bestes
Herbstwetter wäre. Aber langweilig war es trotzdem langsam. Sie hatte
bereits alles, was sie bei Netflix interessierte angeguckt und Lust auf Experimente hatte sie nicht.
In
keinem anderen Moment fühlte sich Zeitverschwendung so enorm an, wie in
dem Moment, wo Carola feststellte, dass sie die Serie nicht
interessierte. Es gab einfach zu viel Schrott.
Rastlos nahm
Carola ihr Smartphone in die Hand, und öffnete Instagram. Die Bilder
ihrer Freundinnen von ihren Kindern, wahlweise Haustieren nervten sie
aber schnell. Maike, ihre Arbeitskollegin hatte sogar eine Story mit
ihrem dämlichen Hund: hashtag
#esgibtkeinschlechteswetter gepostet. Den Hund hat Maike sich vor
kurzen von einer portugiesischen Tierrettungsagentur zukommen lassen.
Komplett bescheuert ist der Hund. Liegt vielleicht daran das er nur
Portugiesisch versteht, aber wohl auch eher das er bisher in Lissabon
oder sonst wo eben auf der Straße gelebt hat und bei Maike in ihrer
2-Zimmer-Wohnung irgendwie noch Anpassungsschwierigkeiten hat. Ja, in
der Pandemie haben sich jetzt viele ein Haustier zugelegt. Weil sie
jetzt mal Zeit haben. Wenn Maike irgendwann wieder ins Büro muss, dann
kann sie den Köter auf jeden Fall nicht mitnehmen. Carola ist
allergisch. Ok, nicht wirklich. Trotzdem kommt ihr das Vieh nicht ins
Büro. Aber Maike meint eh, die Zeiten vom im Büro arbeiten sind ein für
alle Mal vorbei. Geht doch wunderbar so. Und jetzt, wo sich das alles so
gut eingegroovt hat mit dem Homeoffice, denkt sie nicht im Traum darüber nach, wieder hinzugehen.
Carola würde gerne wieder im Büro arbeiten. Sie hat garnicht
so viel zu tun, dass es ihren ganzen Tag ausfüllt. Aber wenn man im
Büro ist, dann vergeht der Tag eben doch um einiges schneller.
Da
holst du dir dann mal einen Kaffee, oder machst Mittag mit deinen
Kolleginnen oder flirtest ein bisschen mit den Arbeitern aus der anderen
Etage.
Das war es, was ihr am meisten fehlte. Carola saß nun seit
einem Jahr zu Hause im Homeoffice und hatte seitdem mehr oder weniger
überhaupt keinen Kontakt zu Männern mehr.
Seitdem Peter sie vor 2 Jahren verlassen hat, war eh Fehlanzeige in punkto
Männer. Also, noch nicht mal im freundschaftlichen Sinne. Carola hatte
noch nie männliche Freunde, also insgesamt nicht besonders viele
Freunde. Aber Männer waren da schon überhaupt keine darunter.
Kurz
nach der Trennung hatte sie es mit online daten versucht. Es war
schrecklich. Die paar Dates, die sie hatte, führten alle zu nichts und
es war auch unglaublich lästig hier ständig am Suchen zu sein.
Carola
wusste nicht, was Männer von ihr wollten. Der letzte Typ, mit dem sie
Kontakt hatte, hat ihr ein Bild von seinem halb steifen Schwanz
geschickt.
Obwohl sich Carola noch nicht mal besonders belästigt
davon gefühlt hat, verstand sie es einfach nicht. Wenn der Kerl Sex mit
ihr haben wollen, war das auf jeden Fall die völlig falsche Tour.
Männerschwänze, dachte Carola augenrollend. Als sie beim hin und her wischen auf ihrem Smartphone überlegte ob sie sich, aus purer Langeweile doch nochmal bei dieser Dating App anmelden sollte.
Lieber
nicht. Was soll schon dabei rauskommen. Und im besten Fall fühlte sie
sich noch nicht mal annähernd gerade in der Stimmung, jemanden Fremdes
zu treffen. Und am Ende auch noch körperlich zu werden.
Lieber was zu essen bestellen.
Die 27 beim Thai von unten. Die fragten schon nicht mehr nach der Nummer.
Carola rief dort an. Und sagte: "Hallo hier ist die Carola, ich würde gerne mein Essen bestellen."
„Allet klaa“ sagte die Stimme an der anderen Leitung und legte auf.
Carola überlegte oft, ob sie das süss oder unverschämt fand.
Rotes Thaicurry mit Kokosmilch - mindestens einmal die Woche.
Zum Spass schaute Carola nun auf die Tierschutzseite, wo ihre bescheuerte Arbeitskollegin ihren Hund her hatte.
Tiere in Not
Es gab einen Neuzugang.
Polly – ein Terriermix.
Mit offenen Mund las Carola den Text der den Hund beschrieb.
Polly hatte bereits sehr viel Pech in ihrem kurzen Hundeleben . Als Welpe wurde sie Anfang Dezember 2022 von einem Auto angefahren und schwer verletzt auf der Straße liegen gelassen
Polly
wurde zu einer griechischen Tierschützerin gebracht, die sie bei sich
zur Pflege aufnahm. Derzeit befindet sich Polly noch in Nordgriechenland
und kann jederzeit ausreisen.
Uns liegen Röntgenbilder aus
Griechenland vor. Sollte sich ein Zuhause für Polly finden, werden wir
sie von einem veterinärmedizinischen Orthopäden gründlich untersuchen
lassen. Zudem wird ihre Kastration von uns finanziert. Polly hat bereits
einen Rollstuhl erhalten und nimmt diesen mit in ihr neues Zuhause.
Polly ist kot- und urininkontinent. Ihre Blase muss manuell entleert werden. Aufgrund unserer Erfahrung können wir sagen: das lässt sich gut managen.
Jessi, ihre Ansprechpartnerin für Polly – Handy-Nr. 0176 311 288 41 – hat selber einige Rollihunde und ist sehr erfahren im Umgang mit ihnen und hat ein perfektes Inkontinenzmanagement
entwickelt. Ihre Hunde tragen nicht mal Schutzhosen. Sie wird mit ihren
Erfahrungen zur Seite stehen, wenn wir Adoptanten für Polly finden.
Polly ist sehr lieb, aktiv, spielfreudig, sehr menschenbezogen und am Leben interessiert. Sie verträgt sich gut mit Hunden und Katzen.
Carola griff zum Telefon und rief die Nummer 0176 311 288 41 an
Kommentare
Kommentar veröffentlichen