It's the end of the world

Ich habe kein Recht hier zu sitzen. Eine Lesung zu halten oder gar mich eine Schriftstellerin zu nennen. Um schreiben zu können bedarf es doch so einiges was ich nicht besitze.
Zuallerst sollte ich mindestens mal ein Buch gelesen haben.
Und natürlich, ich hab schon mal was gelesen und tagtäglich lese ich bis heute Dinge.
Aber eben keine Literatur.
Das erste Buch, an das ich mich erinnere wirklich gelesen zu haben ist Worlds End" von TC Boyle.
Eingesteckt hatte ich es auf meiner Interrail Tour durch Spanien. Ein 624 dicker Schinken, der schwer in meinem Jack Wolfskin Rucksack lag und den ich aus reiner Verzweiflung dann doch irgendwann in die Hand nahm. Da wir des Öfteren Aufenthalte hatten, die schlichtweg durch Lesen zu überbrücken waren.
Einen Monat fuhren meine Beste Freundin und ich durch Espania.
Das Buch, lästig die gesamte Reise über immer an meiner Seite, oder besser gesagt auf meinem Rücken. Diese amerikanische Geschichte, wo der einer auch nicht mit seinem Leben zurecht kam und die Parallelen zu seinem Schicksal bereits in der Kolonialisierung der USA festgeschrieben war.
Historisches Gedächtnis, nennt man das glaube ich. Vererbte Geschichte, die sich immer wieder wiederholt. Weill, man eben nicht raus kann aus dem angeblich vorgezeichneten Weg.
Sehr fraglich.
Also, ich an irgendeinem Bahnhof mich dann durchgeackert.
Danach brauchte es doch wieder eine Weile. Zu sehr war lesen mit dem Gedanken an den Gedanken, das es wirklich keinen anderen Ausweg mehr gab verbunden.
Aber freilich war klar. Kind, um was zu sein, musst Du etwas gelesen haben.
Schon immer in der gehobenen Bildungsklasse und selber in der Arbeiterkaste, wusste ich doch. Du musst mal was gelesen haben um dazu zu gehören.
Aber selten ein Buch über die 50 Seiten Marke geschafft. Oft wurden sie lahm, die Geschichten.
Die arme Anna Karenina, die schon längst sich vor den Zug geschmissen hatte und man ihr trotzdem keinen Frieden gelassen hat.
Dann doch eher Pop Literatur.
Der Fliegenfänger von Willy Russel- Ein Junge schreibt Briefe an Morrisey.
Das einzige Buch, das ich schon mehrmals gelesen habe und jedes Mal wieder weine.
Ich verschenke es auch gern. Vielleicht ist das einfach mein Standard.
Schade das Morrisey so ein Arschloch ist. Macht das Buch nicht weniger schlecht.
Aber die Musik von den Smith kann ich auf keiner Party mehr spielen. Da würde ich mich schlecht fühlen.
So wie ich mich jetzt fühle.
Vor euch zu sitzen und so zu tun als hätte ich eine Ahnung.
Ich habe mal einen Post rausgehauen über Schriftstellerinnen sind die schlimmsten wenn sie darüber schreiben, das sie nichts zu schreiben haben.
Heinz Strunk neuer Roman scheint genau darüber zu gehen.
Wie armseelig.
Ich hab ja was zu schreiben.
Heinz Strunk ist auch ein Arschoch. Ähnlich wie Morrisey.

Seitdem ich über diesen Text nachdenke, denke ich darüber nach wann ich eigentlich in Spanien war.
Da bin ich ein auf jeden Fall ein chronologisches Arschloch. Ich war da noch keine 18.Glaub ich...
Wir hatten eigentlich überhaupt kein Geld.
Wir sind nur mit einem vagen Plan runter bis nach Granada gekommen.
Es gibt sogar ein Tagebuch, aber das ist nicht in meinem Besitz,
Unzählige Verstrickungen und Verbandlungen existieren immer noch, nur aufgrund dieser Reise.
Meine Zwillingschwester hätte jetzt kein Patenkind wenn wir damals nicht auf unserem Rückweg noch eine Nacht in San Sebastian Halt gemacht hätten.
Schön völlig abgebrüht saßen wir am Strand und trafen einen Obdachlosen.
Kuno hatte sich schon vor Jahren aus Deutschland verabschiedet und wir kamen ins Gespräch.
Wir kochten uns Fleischklösschen am Strand und zwei Jungs aus Frankfurt gesellten sich zu uns. Wir hatten kein Hotel und Kuno führte uns in einen Park in dem wir übernachten konnten.
Sehr freundlich wurden wir von der Polizei geweckt. Gerade rechtzeitig, dass wir unserem Zug nach Deutschland erreichten.
Die Frankfurter Jungs waren am Anfang ihrer Reise. Wir tauschten heimische Adressen aus und blieben in Kontakt.
Ich war ein bisschen verknallt und wir haben uns wirklich geschrieben.
Michi Pratzer hatte eine Band. Irgendwas mit Water im Titel.
Monate nach unserer Rückkehr sind wir auf ein Konzert von ihnen gefahren
Auf dem Konzert waren
andere Zwillinge. Aber diese Geschichte hebe ich mir für ein anderes Mal auf.
Weil

Ich darf schreiben. Um mich zu erinnern.

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