Alan Kurdi

Es gibt so viele Arten wie man nicht sterben möchte und selbstverständlich möchte man, wenn man es ganz genau nimmt einfach überhaupt nicht sterben. Aber die alternative ewig Leben. Auch fraglich.

Sollte es ein Ranking geben in unbeliebten Todesarten wäre folgendes sicherlich dabei:

Bestialisch ermordet werden ist ungefragt auf Platz eins.
Das wünscht man niemanden.

Auf Nummer zwei folgt bei mir dann gleich ertrinken.
Nicht nur, das die täglich neuen Zahlen von Ertrinkenden im Mittelmeer in meinen Timelines erscheinen. Ich glaub gerade diese Todesart ist für mich einfach mit am schlimmsten, weil ich schon mal fast ertrunken wäre.

Dieses Jahr sind in Deutschland im August so viele Menschen wie schon lange nicht mehr ertrunken.

Zuerst gingen die Zahlen deutlich zurück und dann. Lockdown – nerviges anmelden und vorbestellen im Freibad, also vielleicht doch lieber einfach in den Fluss oder See hüpfen und sich dort abkühlen.
Aber so Gewässer sind dann eben doch unberechenbar und ziehen einen hinab, so schnell schaust du garnicht. Kommst nicht mehr hinauf und bleibst da wo keine Luft ist.

Eine Dreiviertel Prominente aus einer Highschool Musical Serie ist diesen Sommer in einem riesengroßen See ertrunken.

Allem Anschein nach ist sie dort, mitten auf dem See mit ihrem 4 Jährigen Sohn schwimmen gegangen. Laut Aussage des Kindes hat sie es noch geschafft ihn ins Boot zurück zu hiefen und ist dann selber ertrunken. Der See in dem sie beschlossen hatte mit ihrem Kleinkind schwimmen zu gehen ist so unvorstllbar groß und augenscheinlich auch tief, das ich mich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit noch nicht mal in das Boot getraut hätte um damit los zu schippern. Geschweige denn, mitten im See ins Wasser zu springen. Aber gut, die Dame hat dies allem Anschein nach zum Vergnügen getan. Gemunkelt wurde ob nicht auch Selbstmordabsichten dahinter gesteckt haben.

Wenn Du aber ins Wasser musst um Leben zu können. Wenn die Umstände in denen du dich befindest so unerträgich sind, dass du mit deiner Familie ein Boot mit viel zu vielen anderen Menschen besteigst, weil die Hoffnung ist, das alles was hinter dem Horizont in diesem dunklen Meer auftauchen wird, besser ist als was du gerade durchmachst.
Vor ein paar Tagen war der Todestag von Alan Kurdi. Der kleine Junge der an die europäische Küste gespült wurde. Der ertrunken ist. Wie so viele andere Kinder, Frauen, Männer, Menschen im Mitelmeer ertrunken sind auf ihrer gefährlichen Reise über das Mittelmeer nach Europa.

Mich hat das Meer damals frei gegeben. Genau in dem Moment wo ich dachte, das war es jetzt.
Du stirbst jetzt. Meine letzten Gedanken damals waren bei meiner Familie.
Wie sehr sie trauern werden. Genau das habe ich gedacht. 


Und wenn wieder die Nachrichten von Ertrunkenen auf meiner Timeline erscheinen, dann denke ich genau das. Ich denke an meine Familie, an meine Kinder.
Trauern die Hinterbliebenen von Menschen auf der Flucht denn wohl weniger?
Manchmal habe ich die boshafte Unterstellung das Menschen die in Europa die Entscheidungen treffen, genau so denken. Sie entmenschlichen die Menschen auf der Flucht.
Bei Alan Kurdi war das so. Die Verantwortung für seinen Tod, wurde seinem Vater gegeben. Nicht den Menschen die keine sicheren Routen schaffen, und nicht den Menschen die von dem Leid und dem Schmerz profitieren.


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