Systemisch
Du redest ohne Unterlass.
Ich höre dir zu. Ich hänge an deinen
Lippen. Ich habe mich dir zu Füssen gesetzt und lausche deinen
Worten. Du sprichst nicht mit mir. Du erwartest keine Antworten.
Du
berichtest von deiner gescheiterten Beziehung und was dir angetan
wurde.
Ich versuche das verstandene mit Blicken und langezogenen
hmmms zu bestätigen.
Ab und zu stehe ich auf und wechsele die
Schallplatte. Meine Musikauswahl lässt du unkommentiert. Darum geht
es ja nicht und ich versuche auch hier möglichst unemotional zu
bleiben.
Dass du überhaupt wieder hier sitzt grenzt für mich an ein Wunder.
Vor Wochen hattest du dich von mir
verabschiedet. Mir gesagt dass aus uns nichts werden kann.
Das es
noch so viel zu bearbeiten gibt in deiner eigenen Welt.
Du bist
auch noch verliebt. In eine andere Frau, die dich nicht will und wo
du dich nur von mir hast trösten lassen.
Und wie gut ich das
kann. Wie mir ständig etwas einfällt um dich auf andere Gedanken zu
bringen.
Gedanken und auch Gefühle lassen sich doch
steuern.
Immer wieder verfolge ich da einen
verhaltenstherapeutischen Ansatz.
Was tut man wenn sich die
Gedanken immer wieder um die selbe Sache drehen?
Eine Sache die
sich durch denken aber nicht lösen lässt.
Ich muss also versuchen
anders über diese Sache zu denken, oder sogar versuchen überhaupt
nicht mehr darüber nachzudenken.
Diese Sache also, mit der anderen
Frau. Und wie du mir sogar erklärst wie sich die Rollen getauscht
haben. Du auf einmal der Gewollte bist und nicht mehr der
Verschmähte.
Dieses Mal meinst Du mich!
Ich bringe dir
Verständnis entgegen.
In meinem Kopf ist es genauso, dass das noch
passieren wird.
Du hast nun schon so einen mutigen Schritt getan.
Mir geschrieben das du einen Fehler gemacht hast und das du sehr
dumm warst und das mich vermisst.
Aber jetzt sitzt du bei mir und
redest von der anderen Frau. Ich kann dir bestimmt helfen.
Ich
kann es schaffen das du sie vergisst. Du musst nur auf mich hören.
Ich bin aber still. Ich sage dir nichts. Wohlwollend lasse ich
dich verbal auf mir abwichsen.
Es ist wie in einem Porno, nur ohne Sex.
Es
ist Abend und wird dunkel. Du hast dich leer geredet. Dich über mir
zu ergießen hat dir aber keine Erleichterung verschafft. Du musst
jetzt nach Hause. Gemeinsames Abendessen?
Vielleicht ein andermal.
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